Freizeit und Natur - Naturschutz & Umwelt

Fledermausquartiere

Die Südpfalz ist bei Fledermauskundlern berühmt für die hier überwinternden Wimperfledermäuse. Während in anderen Bundesländern, wenn überhaupt, nur Einzeltiere entdeckt werden, waren es bei uns im Winter 2010/11 immerhin über 400 Exemplare - in 2016 über 500 Exemplare. Damit liegt die Region auch in Mitteleuropa mit weit an der Spitze. Nachdem im Jahr 1957 die erste Wimperfledermaus bei Nothweiler gefunden wurde, stagnierten die Zahlen bis etwa 1994/95. Dann erfolgte ein rascher Anstieg. Die Art profitiert vermutlich von der Klimaerwärmung und breitet sich weiter nach Norden aus. Nach bisherigen Erkenntnissen gibt es in der Pfalz im Sommer nur Einzeltiere dieser Art. Ein Wochenstubennachweis ist noch nicht gelungen. Man vermutet, dass die Überwinterer aus Frankreich oder Baden-Württemberg zuwandern. Ihr Winterschlaf, der von Oktober bis Mai dauern kann, ist für Fledermäuse vergleichsweise lang.

Die Sicherung der Winterquartiere vor Störungen ist von immenser Wichtigkeit. Da es im Winter keine Nahrung für die Fledermäuse gibt, müssen sie sich im Herbst ein Fettpolster anfressen, das für mehrere Monate reichen muss. Die gelingt nur, wenn alle Körperfunktionen drastisch reduziert werden und die Tiere ungestört bleiben. Die Winterschläfer reagieren schon auf eine leichte Temperaturerhöhung. Bereits die abgestrahlte Körperwärme oder der warme Atem anwesender Personen kann einen Aufwachvorgang auslösen. Dies gilt ebenso für mit z. B. baulichen Maßnahmen einhergehende Erschütterungen, Lärm und Staub. Werden Fledermäuse an einem Hangplatz beunruhigt, suchen sie ein Ausweichquartier auf. Bei wiederholter oder beständiger Störung verbrauchen sie ihre Fettvorräte zu schnell und verhungern. Eine wichtige Aufgabe des Fledermausschutzes besteht in der Erhaltung und Neuschaffung von ungestörten Winterquartieren.

Dies geschah auch in der Südwestpfalz. Es wurden mehr als 70 Quartiere gesichert. Der Einbau von speziellen Gittertoren hat sich hierbei als geeignete Maßnahme bewährt: Fledermäuse können diese Tore passieren und ihre Hangplätze weiterhin anfliegen. Auf diese Weise sind störungsfreie Rückzugsräume für die Tiere geschaffen. Hierbei hat die Untere Naturschutzbehörde maßgeblichen Anteil. In Zusammenarbeit mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt sowie einem von der EU und dem Land Rheinland-Pfalz je zur Hälfte geförderten LIFE-Projekt zum Schutze der Fledermäuse in Europa wurden diese Schutzmaßnahmen finanziert. Auch die Zusammenarbeit mit dem für die Beseitigung und Sicherung von Bunker- und Stollenanlagen zuständigen ehemaligen Bundesvermögensamt hat sich positiv auf die Erhaltung von Winterquartieren ausgewirkt. Neben unterirdischen Räumen haben Burgen und Ruinen für viele Arten eine wichtige Bedeutung als Balz- und Winterquartiere. Diese Funktion kann aber auf Dauer nur gewährleistet werden, wenn sie nicht durch ein überhöhtes Sicherheitsdenken ökologisch totsaniert werden. Das Verfugen von Spalten und Hohlräumen, ein komplettes Auskleiden der Gewölbe mit Spritzbeton und hermetisches Verschließen der unterirdischen Hohlräume rauben den Tieren die letzten Rückzugsmöglichkeiten.

Eine noch relativ häufige Fledermausart, die vermutlich jeder schon einmal zu Gesicht bekommen hat, ist die Zwergfledermaus. Das mit 5 cm Länge kaum daumengroße Tier hat eine Flügelspannweite bis 19 cm und ein Gewicht von durchschnittlich 5 Gramm. Es gehört zu den kleinsten Säugetieren der heimischen Fauna. Zwergfledermäuse leben in der unmittelbaren Nähe des Menschen. Sie beziehen Spaltenquartiere an Gebäuden, sie kriechen hinter von außen erreichbare Wandverkleidungen aus Holz, Schiefer oder Eternit und zwängen sich in schmale Öffnungen zwischen Giebel und Dachbalken. Auch in Rolladenkästen oder hinter ungenutzten Fensterläden sind sie zu finden. Solche Verstecke gibt es sowohl an Garagen im Dorf als auch an Hochhäusern in der Stadt. Am liebsten haben die Tiere gleichzeitig mit Rücken und Bauch Kontakt zum Substrat. Sie müssen mit den vorgefundenen Hohlräumen auskommen, da sie, bedingt durch Körperbau und Gebissform, nicht in der Lage sind, diese zu erweitern. Befürchtungen von Hausbesitzern, die Tiere könnten Dämmmaterial herauskratzen und elektrische Leitungen durchfressen, sind daher unbegründet.

Bechstein-, Fransen- und Wasserfledermäuse sowie die Braunen Langohren sind häufig oder ausschließlich in Wäldern anzutreffen. Der Wald ist nur dort für Fledermäuse ideal, wo die großen Monokulturbereiche durch aufgelockerte Mischwälder und neuerdings durch Naturwaldzellen abgelöst sind. Neben relativ bodenständigen Fledermäusen gibt es aber auch solche, die im Laufe ihres Lebens große Distanzen überwinden. Dazu gehören der Kleine und der Große Abendsegler, die Rauhhaut- und die Zweifarbfledermaus. Von Zweifarbfledermäusen ist bekannt, dass sie enorme Wanderungen zwischen Winter- und Sommerlebensräumen untrnehmen. Auch Rauhhautfledermäuse gehören zu den Wanderfledermäusen, die im Herbst aus den weiter östlichen Fortpflanzungsgebieten zuwandern, bei uns überwintern und im Frühjahr bis auf wenige männliche Tiere wieder die Rückreise antreten. Die weiteste bisher bekannte Wanderung betrug 1.905 km von Lettland nach Südfrankreich. In der Südpfalz gelangen im Sommer Detektornachweise von Einzeltieren an Gewässern im südlichen Pfälzerwald. Viele weitere Infos mit Fotos erhalten Sie hier.

Quelle: 2013 Verein für Naturforschung und Landespflege e.V. - pollichia.de


Nothweiler erhält Umweltpreis des Landes

Im Jahr 2000 wurden drei rheinland-pfälzische Dörfer für besondere Aktivitäten und Aktionen im Bereich Ökologie gewürdigt. Im Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz kam diese Auszeichnung Nothweiler zu. Umweltministerin Klaudia Martini überbrachte persönlich die Auszeichnung für die Gemeinde.

Vor allem sehr viel Liebe zum Detail bei der Dorfgestaltung habe die Jury bei der Bewertung Nothweilers überzeugt, machte die Ministerin deutlich. Ein weiterer Aspekt sei die Öffnung der Stollen für die Überwinterung der Fledermäuse. Außerdem habe man in Nothweiler eine Reduzierung der landwirtschaftlichen Düngung erreicht. Auch der Einzug von Pferden, Schafen und Galloways sowie das Anlegen und Pflegen von Streuobstwiesen seien Punkte, die die Jury überzeugten, bescheinigte Klaudia Martini den Bürgern Nothweilers. "Der Ort hat sich für eine nachhaltige zukunftsfähige Entwicklung eingesetzt. Sie haben Gegenwart und Zukunft gleichzeitig in die Hand genommen", lobte die rheinland-pfälzische Umweltministerin bei der Feierstunde im Dorfgemeinschaftshaus. Dies alles sei im Einklang mit Tradition, Heimat und Natur geschehen.

Landrat Hans Jörg Duppré bescheinigte Nothweiler, dass man in den letzten Jahrzehnten immer etwas vorgehabt und dies mit Bürgerengagement durchgesetzt habe. Außerdem habe man in der Gemeinde die Zeichen der Zeit erkannt und immer verstanden, das Erreichte gebührend zu feiern. Duppré überreichte Ortsbürgermeister Biehler 3.000 Mark aus der Ausgleichskasse zur Fortführung des Fledermausprojektes. Verbandsbürgermeister Wolfgang Bambey betonte, dass die Verleihung dieses Sonderpreises in das touristische Leitbild des Dahner Felsenlandes passe, wo man bei der touristischen Entwicklung nie die Ökologie vergessen wolle. Der örtliche Gastronom Martin Kraft stellte unter Beweis, dass Naturschutz auch durch den Magen geht.